Kölner StadtAnzeiger / 04.02.2020

Kölner Karneval – Umjubelte Premiere der schwul-lesbischen Röschen-Sitzung

Mehr Frankreich geht kaum: Ludwig XIV. gibt sich die Ehre, Napoleon posiert mit einer Hand in der Weste, Asterix und Obelix gesellen sich dazu, ebenso Mireille Mathieu und eine lebensgroße Weinflasche, drei Frauen spielen mit Baguettes als Flöten die Marseillaise. Und nachdem acht Tänzerinnen zum Cancan ihre Röcke mit blau-weiß-roten Rüschen geschwenkt haben, formiert sich die ganze bunte Truppe zu Delacroix’ Gemälde „Die Freiheit führt das Volk“, auf dem Marianne, Nationalfigur der Französischen Republik, mit entblößter Brust die Trikolore schwingt.
Fulminant ist das Opening der Röschen-Sitzung, die im Kulturbunker in Mülheim vor ausverkauftem Haus Premiere hatte.

Röschen-Sitzung: Qualitätssiegel „100% heterofriendly“

„La Vie en Röse – Pariser, Prumme und Pailletten“ ist der Titel der schwul-lesbischen Karnevalssitzung. Zum Verständnis: „rösig“ ist das rheinische Wort für „rossig“ und bedeutet geil, und das kölsche „Prumm“ meint die Pflaume, ist aber auch eine unschmeichelhafte Bezeichnung für eine Frau. Souverän und locker führte das Moderatoren-Duo Marion Radtke und Matthias Brandebusemeyer durchs vierstündige Programm. Ergebnis der Handzeichen-Umfrage: Sehr viele Besucher kamen nicht aus Köln, und entsprechend dem Qualitätssiegel „100 % Hetero friendly“ waren zahlreiche Gäste nicht homosexuell.

Die Röschen-Sitzung, in der es „Aloha“ statt „Alaaf“ heißt und die als höchste Gunstbezeugung des Publikums ihre eigene Form der „Rakete“ hat, ist längst fester Bestandteil des Fastelovend. In diesem Jahr begeht sie ihr 25. Jubiläum – rechnet man die Jahre der „Rosa Sitzung“ dazu, aus der sie hervorgegangen ist. Cornelia Scheel, die als New Yorker Cop im Saal saß, wurde als Mitinitiatorin ebenso geehrt wie Maskenbildnerin Christina Paul.

Übersprudelnder Einfallsreichtum bei Karnevalssitzung

Was sich vor dem pittoresken Bühnenbild mit Boulangerie, „Café de la Rosette“ und einem gemalten Eiffelturm abspielt, beweist übersprudelnden Einfallsreichtum. Dada Stievermann, mit blonder Perücke und hellrosa Damenkostüm als Brigitte Macron ausstaffiert, wendet sich gegen den Hass in den sozialen Medien. Claus Vinçon klagt als frustrierte Gattin eines umtriebigen Roten Funken singend sein Leid, bevor er und Nina Moers als Öko-Geschwister die Plastikflut mit der schönen Idee geißeln, „Tu t’en vas“ mit „Tütenwahn“ zu übersetzen.

Überhaupt schlägt das Programm viel Kapital daraus, französische Lieder oder solche mit Bezug zu Frankreich umzutexten. Stephan Runge singt auf „Oh, Champs-Élysées“ eine Hommage an den Hohenzollernring, aus Edith Piafs „Je ne regrette rien“ wird „Mein Köln am Rhein“, und zu den Noten von „Comment te dire adieu“ schmettert George Le Bonsai „Allein in Paris mit Gonorrhoe“. Für exzellente musikalische Begleitung sorgt die Frauencombo Abends mit Beleuchtung, die auch einen eigenen Auftritt hat. So mit einer Neufassung des Bläck Fööss-Hits „Fronkreisch“; als Kapellmeisterin fungiert Ela Querfeld.

Wütende Variation auf Sarah Connors Song „Vincent“

Zu den kritischsten Tönen zählt eine wütende Variation auf Sarah Connors Song „Vincent“, der 2019 wegen der Zeile „Vincent kriegt keinen hoch, wenn er an Mädchen denkt“ für Diskussionen sorgte; stimmgewaltig prangerte Moers an, Connor habe das Anliegen homosexueller Emanzipation für ihre Zwecke ausgeschlachtet. Erwähnt seien auch das kriminalistische Singspiel um einen Mord, den „Kommissar Migräne“ aufzuklären hat, die pantomimische Abwandlung des „Glöckner von Notre-Dame“, Karl Lagerfelds Lamento über die Eintönigkeit der Farben im Himmelreich sowie die Aufritte der Rosa Funken, ebenfalls im 25. Jahr, und der Tanzgruppen Burning Feet und Bochemer Prümmchen.

Nicht zu vergessen Ruth Schiffer als Prostituierte Irma la Duxe, die davon träumt, als Gegenstück zum Großbordell „Pascha“ einen „Biopuff“ für Frauen zu eröffnen, und auch Swanee Feels, die manch Zotiges zum Besten gibt und zur Musik von „La dernière valse“ singt: „Trink noch ein Gläschen Kölsch.“

Kölner StadtAnzeiger / 18.02.2019:

Die Haare schön:
Die Röschen-Sitzung im Friseursalon ist schrill, bunt und politisch

In Mülheim steht ein Friseursalon, der ohne haarige Wortspiele auskommt. Der Laden heißt nicht Hairlich, Wunderhaar oder Haarbracadabra, sondern einfach nur „Der Friseursalon“, mit Betonung auf der letzten Silbe des Wortes. Denn die Inhaberin Marry Moppel (Marion Radtke) hält absolut nichts von Wortwitzen, da ist sie Puristin.
Dabei ist der Salon-Name im 15. Jahr der „Röschen Sitzung“ so ziemlich das einzige Element, dass sich betont zurückhält. Denn sonst ist die Sitzung in allen Bereichen besonders extravagant, bunt und kritisch. Unter dem diesjährigen Motto „Waschen & Legen“ präsentiert Radtke zusammen mit Matthias Brandebusemeyer dem Publikum zahlreiche Häppchen aus der menschlichen Schönheits-Geschichte…

Auf allzu naheliegende Witze über die Frisur des amerikanischen Präsidenten verzichtet Radtke in ihrem Jahresrückblick ganz bewusst, stattdessen bekommen der Verkehrsminister, die AfD und die Nationalmannschaft ihr Fett weg. Dazwischen sorgt die Hausband Abends mit Beleuchtung mit Kapellmeisterin Ela Querfeld für Stimmung während des gut vierstündigen Programms…
Ein weiteres Highlight des Abends ist die Pantomimengruppe aus Oer-Erkenschwick, die die Geschichte von Schneewittchen zum Besten gibt. Ganz ausdrücklich politisch korrekt, allerdings. So sind die sieben Zwerge nicht eben sie selbst, sondern „vertikal-herausgefordert“ oder in „Travel-Size“, außerdem muss das kleinste Ensemble-Mitglied George Le Bonsai die Hauptfigur des Märchens spielen. Zuvor war schon die kölsche Loreley von ihrem Felsen im Rheintal auf die Bühne gekommen, weil sie von ihrem Siegfried genug hatte und von den Veranstaltern einen Kasten Kabänes bekommen sollte.

Fast schon zum Salon-Interieur gehören auch die Rosa Funken und die rein männliche Cheerleader-Truppe Pink Poms, die sich vor den Zugabe-Wünschen des Publikums kaum retten können. Wer das Spektakel inklusive „Kölle Aloha“ statt Alaaf und Röschen anstelle von Raketen live sehen möchte, muss sich allerdings bis zur nächsten Session gedulden. Denn die sieben Sitzungtermine sind bereits restlos ausverkauft.

Kölner StadtAnzeiger / 24.01.2018:

Zünftige Zoten beim Picknick am Po

Von Anfang an – und das ist 13 Jahre her – war die Röschen-Sitzung stets bissig und immer etwas schärfer als andere Karnevalsveranstaltungen. Das ist in diesem Jahr nicht anders, klingt aber viel besser: Weil es die Macher der schwul-lesbischen Sitzung zur Abwechslung gen Italien zum „Picknick am Po“ zieht, ist die Sache „al dente“ und quasi „molto piccante“ geraten …

(Das Opening bietet) … einen guten Blick auf den Dorfplatz von Rosato, auf ein herrlich gestaltetes Bühnenbild. Hierhin knattert zum Auftakt das komplette Röschen-Ensemble auf stilisierten Motorrollern. Was Sitzungspräsidentin Marion Radtke den ersten Wortdreher des Abends entlockt: „Lange nicht so schöne Lesbas gesehen!“ …
Durch die Menüfolge geleitet neben Radtke Matthias Brandebusemeyer. Die beiden schmeißen als richtig gut geöltes Team mit scharfzüngigen Pointen nur so um sich …
… Nina Moers und Stephan Runge demonstrieren als Celine Dion und Andrea Bocelli stimmgewaltig, dass italienische Arien-Texte ganz toll klingen. So lange jedenfalls, bis auf einer Leinwand als Untertitel die Übersetzungen auftauchen, von denen „Du Fettarsch“ die mit Abstand harmloseste ist. Die Musik kommt von der einzig lesbischen Hausband „Abends mit Beleuchtung“, George Le Bonsai – der gedrungene Wonneproppen gibt als Motzmariechen eine herrliche Parodie –, und Pink Poms sowie Rosa Funken kommen zu Besuch.

Und dann sind da noch drei Highlights der Röschen Sitzung. Zum einen das bunte Musical, in dem ein „Steh-auf-Männchen“ seinen „Straßen-Feger“ findet. Dann die tolle feministische Büttenrede von Dada Stievermann als Aggrippina, die den Macht-Machos vor den Latz knallt: „Haben sie Druck auf ihren Klöten, wollen sie f***en oder töten!“ Schließlich noch Matthias Brandebusemeyer alias Don Amaretto, die Patentante der Rosa Nostra, der aufzählt, was die Homo-Mafia so alles in die Wege geleitet hat: etwa Helene Fischer zum Star gemacht oder spack-enge Klamotten in Ehrenstraßen-Boutiquen platziert. Und er hält einen flammenden Appell, nicht nur an Promis, sich offen zu ihrer Homosexualität zu bekennen, um zögerlichen Menschen Mut zu machen. Applaus für einen tollen Abend… Aloha!

Kölner StadtAnzeiger / 06.02.2017:

Coming-out im Raumschiff

Da lacht sogar der Ostwestfale: Von der ersten Minute an herrschte Partystimmung bei der Premiere der Röschen Sitzung im Kulturbunker in Mülheim. Die besticht, wie immer, durch gute Musik – teils derbe, teils einfach nur frech umgetextet – sowie wunderschöne Kostüme und ein irres Raumschiff-Bühnenbild (Replikator inklusive), das allein schon den Besuch wert ist. … Thematisch bewegt sich der „Rosa Planet“ durch Vergangenheit wie Zukunft – aber immer mitten durch den Weltraum. Das spricht auch heterosexuelle Humanoiden an, die nach Röschen-Handzeichen-Umfrage locker 50 Prozent ausmachen und teils aus Galaxien wie Ostwestfalen und Hessen in Junggesellinnen-Schwärmen oder als Familienverbund anreisen.

Sie erleben, wie „AfD-Schweine im Weltall“ mit ihrer Gesinnung den rosa Rebellen den schönsten One-Night-Stand versauen, wie Claus Vincon in einer Adation des Ärzte-Hits „Männer sind Schweine“ wunderbar besingt. Begleitet wird er dabei von der sympathischen, musikalisch starken Frauen-Combo „Abends mit Beleuchtung“. Der Saal steht, als Vincon nachdenklich wird und gegen Rechts reimt: „Wofür wir kämpften, steht jetzt auf dem Spiel, Schluss mit lustig, sonst sind sie am Ziel“. Und Moderatorin Marion Radtke geht in einem der wenigen ernsten Momente noch einen Schritt weiter und appelliert: „Posten reicht nicht. Ihr müsst auch wählen gehen“. Zum Glück gibt es auch die „bunte Seite der Macht“: Da finden sich Captain Kirk (Matthias Brandebusemeyer) und Mr. Spock auf dem Raumschiff Entensteiß wieder. Und während Spock noch versucht, der Lage Herr zu werden („Lassen Sie mich das machen, ich spreche ein paar Brocken Schwul“) sind sie längst selbst schwul. Am Ende tanzen alle in einem kölsch-kitschigen Musical über den Planeten Homotopia samt Prinzessin Lesba und Meister Yoghurt durch einen schwulen Musikantenstadl. Wenn es nur immer so einfach wäre. …

Kölnische Rundschau, 18.01.2016:

„Röschen-Sitzung“ Mottoqueen Marie-Luise Nikuta im Märchenwald

Köln – Und dann kam sie doch noch! Schon zweimal hatten die Moderatoren Marion Radtke und Matthias Brandebusemeyer die Mottoqueen angesagt, doch aus den Kulissen kamen jedes Mal nur die Ensemble-Mitglieder gestolpert – mit Köbesjacken und schreiend roten Perücken. Beim dritten und letzten Versuch allerdings stand Marie-Luise Nikuta leibhaftig auf der Bühne. Ein schöner Freundschaftsbeweis, denn eigentlich hat sich die Sängerin ja nach überstandener Krankheit von der Bühne zurückgezogen.

Markenzeichen der „Röschen Sitzung“, aufgeführt im Kulturbunker Mülheim, ist das jährlich wechselnde, kreative Motto, diesmal „Durchgeknallt im Märchenwald“. Da plaudert etwa Aschenputtels Stiefmutter „Frau Puttel“ (Dada Stievermann) aus dem Nähkästchen und erklärt, entgegen anderslautender Gerüchte trage das Mädchen seinen Spitznamen, weil es rauche wie ein Schlot und überall hin asche. Ballkleid und Schuhe habe es auch nicht von der guten Fee, sondern von Zalando.

Offen für alle Zielgruppen

Überhaupt hat man es heute als Märchenfigur nicht leicht. So muss etwa Brandebusemeyer lernen, dass es für tollpatschige gute Feen keine Haftpflichtversicherung gibt. Manuel Rittich unterdessen hadert mit seiner Rolle als Märchenprinz. Man stelle sich nur vor, klagt er, welch üblen Mundgeruch eine Prinzessin nach 100-jährigem Schlaf habe. Viel lieber wäre er selbst Prinzessin – und versucht als Dauerspaß, die Bühne immer wieder in Kleid und Langhaarperücke zu entern.

Die „Röschen Sitzung“ trägt zwar das Etikett schwul-lesbisch, die Organisatoren betonen aber zu Recht, sich mit ihrem Programm nicht nur an die homosexuelle Zielgruppe zu richten.

Kölner Stadtanzeiger, 26.01.2015:

Ein königliches Vergnügen

Unter dem Motto „Union Jeck – Save the Queens“ ließ sich nahezu die gesamte britische Königsfamilie zur Premiere der Röschensitzung blicken. Prinz Charles gratuliert an der Seite seiner Camilla zur elften „flower session“ und huldigt der Community.

Shakespeare, Sandwiches und eine Königin, die der Farbe Rosa zu ungeahnten modischen Höhenflügen verhilft. Sowie die längste royale Seifenoper der Geschichte – Gründe gab es genug für das Ensemble der Röschensitzung, seine elfte Sitzung dem Land unter dem Union Jack zu widmen. So schritt nahezu die gesamte britische Königsfamilie in den Kulturbunker Mülheim zur Premiere der schwul-lesbischen Karnevalssitzung mit dem Motto „Union Jeck – Save the Queens“ – samt Dudelsackspielern und sogar einem kleinen Prinz George auf dem Arm seiner Mutter Kate.

Prinz Charles gratuliert an der Seite seiner Camilla zur elften „flower session“ und huldigt der Community – sie habe ihm vorgelebt wie es geht, seiner wahren Liebe zu folgen. Und beide reimen auf das herzzerreißendste: „Was lange währt, wird endlich gut, zum Glücklichsein gehört auch Mut“. Neben allen erwartbaren Pferde-, Reiter- und Ohrengröße-Witzen ist die Nummer anrührend und es ist sogar politisch, wenn Charles daran erinnert, dass es sich lohnt zu kämpfen, weil jeder zweite im Saal sich immer noch nicht traue, sich im Beruf zu outen. William Shakespeare – immerhin – gesteht, aus seinem steinernen Grab gestiegen, posthum: „Die Männer liebt’ ich und auch manch’ Frauen. Dichter müssen dem Leben ins Auge schauen.“ Und „im britischsten aller britischen Musicals“ erzieht Marion Radtke als „Mary Moppel“ und „größte Schwulen-Mutti von ganz London“ nicht den Homosexuellen um, sondern dessen homophobe Eltern, was gefällt.

In einer wunderschönen Adaption auf Lewis Carrolls Roman „Alice im Wunderland“ ist der verrückte Hutmacher (Manuel Rittich) natürlich ebenfalls schwul – und auf Koks, weshalb ihm Nachbar Heinz-Dieter (George Le Bonsai) als Pummelfee Alice samt weißem Kaninchen und Grinse-Katze erscheint – worauf beim Hutmacher alle Hemmschwellen bis auf einen Borat-Schlüpfer fallen. Unter den Musiknummern begeistert Nina Klopschinski als Lesbe zwischen Schwulen beim Grand-Prix-Gucken, wenn sie „Reich ihm ein Kleenex“ auf „Rise like a phoenix“ singt, bevor bei ihr selbst sämtliche Tränendämme brechen. Und Stephan Runge und George Le Bonsai als David Bowie und Freddy Mercury, die „Lasst uns bechern“ statt „Under pressure“ singen – eine wunderbare Verballhornung des historischen Musikvideos sowie des Kölner Karnevals und seiner Trinkgewohnheiten. Ein wahrlich königliches Vergnügen! God shave the Queen! (kaz)

Kölner Stadtanzeiger, 10.02.2014:

Midlife-Crisis im Mittelalter

Im zehnten Jahr im Bunker nehmen die Röschen sich selbst als Mittelalter aufs Korn. Der Inquisitor geht gegen das viel zu unbeschwerte Leben der Schwulen in Köln vor. Manchem Jecken bleibt das Lachen im Halse stecken.

Das Mittelalter ist auch nicht mehr das, was es mal war. Schwule leben viel zu unbeschwert im viel zu toleranten Kölle, denkt sich ein arbeitsloser Inquisitor (Matthias Brandbusemeyer) in der neuesten Auflage der Röschensitzung, reimt bitterböse („Wer nicht hören will, muss brennen“) und schwärmt von Moskau und Indien („Ein richtiger Kerl, der nimmt sich ne Frau. Ob sie will oder nicht, wer nimmt’s so genau.“). Doch zum Glück für den Gelangweilten gibt es in Deutschland ja noch Bushido und seit neuestem auch Schläger in Kölns schwulem Bermudadreieck. Da bleibt dem Jeck das Lachen im Halse stecken.

Aber Röschen-Fans lassen sich nicht vom Feiern abhalten. Im zehnten Jahr seit dem Ende als Rosa Sitzung und Neubeginn als Röschensitzung ist das Ensemble in seinem persönlichen Mittelalter angekommen – und verkraftet das durchweg spaßig. Im Kulturbunker nimmt es sein eigenes Alter aufs Korn – und bewältigt seine Midlife Crisis im 20. Jahr des schwul-lesbischen Karnevals in Köln damit ganz nebenbei. Denn wo lässt es sich schöner altern als hier? Da, wo Schwule über 35 Jahren und 85 Kilo Geächtete sind, wie in einer wunderschönen pantomimischen Robin-Hood-Nummer dargestellt wird, in der sich Robin in Prinz John verliebt.

Aber Heterosexuelle haben es auch nicht leichter, wie die Gastkünstler Elke Schlimbach und Ruth Schiffer mit Grüßen aus der „Heten-Hölle“ in Gesang und Rede beteuern: „Die Hälfte von uns langweilt sich im Bett. Und dreimal dürft ihr raten, welche…“ Marion Radtke, neben Dada Stievermann die zweite heterosexuelle Frau im festen Ensemble, begrüßt das mit ihr in die Jahre gekommene Publikum mit „liebes ausgehendes Mittelalter“. Als Heidi Kabel der Sitzung bezeichnet („Wenn die noch leben würde“) führt sie mit Brandbusemeyer charmant durch den Abend. Neben Dada Stievermann, Stephan Runge und Claus Vincon ist sie eine von Vieren, die schon der allerersten Garde vor 20 Jahren angehörten – damals noch mit Hella von Sinnen und Ralph Morgenstern.

Zwei urkomische Einspiel-Filme im Stile einer Chartshow zur Geschichte der schwul-lesbischen Jeckness erinnern daran. Aber die Party, das sind der Tanz und der Gesang. Ob das (Hetero-)Männerballett Bochemer Prümmchen oder die grandiosen Burning Feet. Ob der muskulöse Manuel Rittich als Helene Fischer, die sich bei der Echo-Verleihung wähnt und von Atemnot (statt atemlos) singt. Ob George Le Bonsai, der „,Gerd nackich“ („Get lucky“) sehen will oder Nina Klopschinski, die wie Miley Cyrus, aber von ihrem Liebesball singt. Das Mittelalter kann kommen.

www.alternativer-karneval.de, 02/2014:

Mittelalterliche Röschensitzung in Bestform

Mit fast 60% Hetenanteil bei der Premiere ist die Röschensitzung keine ausschließlich homosexuelle Veranstaltung – aber mehr als ein Drittel an schwulen Besuchern ist auch für Kölner Verhältnisse sehr ordentlich! Und ausserdem hat die Röschensitzung ja auch eine Aufklärungsmission – der sie voll und ganz nachkommt, zur Freude aller Beteiligten. Also zur Freude derer auf der Bühne und erst Recht zur Freude des Publikums.

„Es war unsere 4. Röschensitzung und es war die Beste!“ Das super aufgelegte Moderatorenteam Matthias Brandebusemeyer und Marion Radtke führte souverän, witzig, humorvoll und gut eingespielt durch die Premiere der Röschensitzung, die dieses Jahr zum 10. Mal stattfand – und wie Wein immer besser wird.

Und die Situation ist ernst: Matthias Brandebusemeyer zeigt in seinem amüsant-fiesen Vortrag als Großiniquisitor, wo in aller Welt schwule Menschen verfolgt werden – „da hilft kein heulen und kein flennen – wer nicht hören will, muss brennen!“ Wahrlich, die Welt ist seit dem Mittelalter, dem diesjährigen Motto der Röschen, gar nicht weit vorangekommen – nicht nur in Russland, sondern auch in Indien und für Somalia gilt für Schwule: „In Somalia, da sieht man rot und wenn Du erwischt wirst, bist Du tot!“ Dies gilt leider für viele weitere Regionen und die Röschensitzung leistet einen Beitrag, dies auch zu benennen. Gut so!

Zum Glück sind sie nicht allein: Einer der Höhepunkte, leider nur bei der Premiere, war der Gastauftritt des „Kosakenchores“ der Stunksitzung: Super, wie gerade jetzt zu Putin und Olympiazeiten ein Männer-Kosakenchor im tiefsten Bariton unter anderem „Er gehört zu mir“ und „Dancing Queen“ intonieren.

Nina Klopschinski beeindruckt wieder mit ihrer wunderbaren Stimme und wenn sie sich musikalisch fragt, ob sie geschätzt wird: Ja, wird sie. Man merkt dem Team mit Stephan Runge, Dada Stievermann, George Le Bonsai, Gilly Alfeo, Manuel Rittich, Claus Vincon, Stephan Isermann und Rainer Breuer an, dass sie sich gut verstehen und auch liebevoll respektlos miteinander umgehen können „Stephan, Dir hängt ein Ei aus der Hose“ heißt es da anlässlich einer sehr schönen Robin Hood Pantomime, die natürlich ein happy schwules Ende findet.

Und fragte sich in der Woche zuvor noch Carolin Kebekus bei „Deine Sitzung“, warum so viele Menschen – dazu noch junge –  Helene Fischer hören: Die Röschensitzung gibt die Antwort: Weil das Original der Röschen so gut ist. Die andere im Fernsehen ist ja nur eine Kopie…

Viele tolle Gäste wie die Rosa Funken ergänzen das Programm und machen die Röschensitzung in ihrer 10. Session zu einer der schönsten Arten, Karneval zu feiern – und in Putin-Zeiten eine politische Aussage zu treffen. Wer Karten hat, kann sich freuen.

Kölner Stadtanzeiger, 22.01.2013:

Der Papst als Witzfigur

Es sind ja traditionell eine Menge Matrosenkostüme im Publikum der Röschen Sitzung zugegen. Diesmal hatten sich auch Superhelden wie Batman oder ein selbst ernannter „Super-Gay-man“ unters schwul-lesbische Volk gemischt – passend zum aktuellen Sitzungsmotto „Ein Käfig voller Helden“. Die Zuschauer bekamen wieder ein schön schräges Schmölzje des Röschen-Ensembles zu sehen.
Nachdem sich Dada Stievermann schon als Millionärsgattin Carmen Geiss das offenbar schwer getunte Dekolleté zurechtgerückt hatte, suchte sie kurz darauf als Beamtin im städtischen „Einwohnerheldenamt“ jemanden mit übernatürlichen Kräften. „Wir brauchen einen, der hilft, wenn ein U-Bahn-Schacht einstürzt und der an Weiberfastnacht kotzenden Mädchen am Zülpicher Platz die Haare zurückhält“. Einziger Superheld-Anwärter war ein gewisser Herbert Kleinman (Matthias Brandebusemeyer), der mit Plauze und dicker Brille nicht gerade wie der Retter Kölns wirkte – dafür aber einige Milliarden geerbt hatte. „Herzlich willkommen“, säuselte Stievermann plötzlich.
Eine Art Anti-Held für Lesben und Schwule ist Papst Benedikt XVI. Nachdem der katholische Oberhirte beim letzten Weltfriedenstag sagte, die Homo-Ehe sei eine „Bedrohung für Gerechtigkeit und Frieden“ in der Welt, bekam es Benedetto besonders heftig ab. Auf die Melodie von „Go West“ hieß es: „Der Papst ist ’ne Witzfigur für die christliche Kultur.“ Das sonst so herrlich schrill verkleidete Ensemble sang den Song fast in Zivil. „Zu dem Statement des Papstes passt kein Kostüm“, sagte Claus Vincon, der in der Lindenstraße Georg „Käthe“ Eschweiler spielt.
Mächteig abgeräumt haben die – heterosexuellen – Bochemer Prümmche aus Buchheim mit ihrem Hausfrauentanz. Und Stephan Rugne legte sich als grell geschminkter, pelzbehangener Modedesigner Harald Glööckler mit Karl Lagerfeld an: „Mit Strass und Pailletten wird selbst eine Tucke zum Helden“.
Sitzungspräsidentin Marion Radtke moderierte hinreißend derb und Kölsch und pöbelte auch mal ins Publikum: „Wat guckt die Else mich so an?“.
Man merkt, dass viele Mitglieder der des Ensembles Schauspieler sind – sie können es einfach auf der Bühne. Die Nummern sind frivol und klamaukig, das ein oder andere Mal politisch und immer ein bisschen überdreht.

www.alternativer-karneval.de, 01/2013:

Superman, Batman, Popeye Catwoman & Co, es war ein Käfig voller Helden bei der Röschensitzung 2013

Die schwul/lesbische Röschensitzung schafft es auch dieses Jahr wieder, ihr treues Publikum zu begeistern und in kürzester Zeit aus den Sitzen zu reißen. Das Thema „Ein Käfig voller Superhelden“ wurde gerne aufgegriffen: Im Saal wimmelte es nur so von Heldinnen und Helden! Ob Superman, Batman, Popeye, Darth Wader und Prinzessin Lea oder ein Trupp Navratilowas, einige Catwomen, es war fast alles vertreten. Auch die Gruppe Putzfrauen sind ja irgendwie Heldinnen.

Marion Radtke und Matthias Brandebusemeyer führen leutselig durch das Programm und berichten zu Anfang Neues und Wichtiges von der Klatsch,- und Tratsch Front. Es ist von Vorteil, wenn man da auf dem Laufenden ist oder jemanden dabei hat, der einen aufklärt, sonst kann es einem passieren, dass so einiges an einem vorbei läuft. Also am besten vor dem Besuch der Sitzung gründlich die Yellow Press lesen!

Auch das anspruchsvolle Fernsehprogramm sollte präsent sein, wenn Dada Stievermann uns als Carmen Geiss darüber aufklärt, dass man keine Helden braucht, sondern nur Geld, keine Bildung, aber Titten. Glööckler ( Stephan Runge) zeigt eine schräge Verkaufsshow (ist die echte weniger schräg?) in viel Glitzer und Glimmer. In „Mieten, Kaufen, Wohnen“ vermittelt u. a. Heide Witzka Wohnungen an Batman, Catwoman und Superman.

Die Tanztruppe „Bochumer Prumme“, verkleidet als Putzfrauen, bietet eine zunächst sehr gemächliche Aufführung mit Präsentieren des Schrubbers, um dann einen (fast-)Striptease zu „Big Spender“ hinzulegen und dann zu Tschaikowski??? (sorry, bin da nicht firm ) im roten Tütü die Beine und den Bauch schwingend und Tücher schwenkend das Publikum mitzureißen. Auch beim Auftritt nach der Pause fangen sie ganz langsam an, aber dann……….

Arminius erklärt in einer Büttenrede die Varusschlacht mal andersrum: Haben die Römer bei der Schlacht im Teutoburger Wald wirklich eine so verheerende Niederlage einstecken müssen? Oder was haben die Römer und Germanen drei Tage lang da getrieben? Wurden die römischen Legionen wirklich vernichtet? Oder eher vernascht? Die Antwort von Arminius ist klar: „Die Römer waren richtig lecker!“. Was wird wohl Arminius Frau Thusnelda dazu gesagt haben? Oder was hat sie in der Zeit getrieben? Wir sehen die Geschichte nun aus einem anderen Blickwinkel.

Es wird auch mal politisch, wenn der Papst auf „Go west“ von den Village People‘beschimpft wird, nachdem er die Homo-Ehe als Gefahr für die Zukunft der Menschheit gegeißelt hat. So ist der Papst „uns scheißegal, eine Witzfigur und eine Gefahr für die christliche Kultur“. Claus Vincon von der „Lindenstraße“ fragt nach dem empörten Aufschrei, der erfolgt wäre, wenn eine andere Gruppe als die Homosexuellen von so einem Urteil getroffen worden wären. Weil es aber „nur“ die Homosexuellen trifft steht kein Politiker oder anderer Kritiker auf.

Ein Highlight ist der Auftritt der Pink Poms! Es ist immer wieder ein Genuss, einer Truppe von gestandenen Männern mit Bart und lichter werdendem Haar in kurzen, knappen Hosen beim Puschel schwingen zuzusehen. Und die Jungs machen das richtig gut! Das Publikum konnte gar nicht genug davon kriegen.

Es war ein sehr lustiger, sehr schräger und sehr schwuler Abend, an dem sich aber auch Heteros gut amüsiert haben und bei der sich anschließenden Party konnte man schön weiter feiern.

Kölner Stadtanzeiger, 30.01.2012:

Bezaubernde Jeannie ist schwerhörig

Angela Merkel bezahlt beim Frisör wieder mit D-Mark, und Thomas Gottschalk müssen wir uns jetzt täglich angucken. Kurzum: Der Weltuntergang naht bei der Röschensitzung, die mit dem Motto „Tausend und eine lacht“ im Kulturbunker in Mülheim Premiere feierte. Die Moderatoren (mal herzig, mal bitterböse: Matthias Brandebusemeyer und Marion Radtke) tun völlig überrascht, dass es in Deutschland Nazis gibt. „Und wir dachten schon, sich erschießen wäre eine gute alte Tradition türkischer Gemüsehändler…“ Ihr Lösungsvorschlag: „Den Verfassungsschutz auflösen. Dann hätte die NDP Zulaufprobleme“. Dass Kleinigkeiten den Lauf der Welt verändern können, bezeugt Dada Stievermann – soeben als Bezaubernde Jeannie einer Flasche entstiegen. Sie gesteht ihre Schwerhörigkeit – und deren Auswirkung auf das Erfüllen von Wünschen. So führte Walter Ulbrichts Traum vom Berliner Bauer zum Bau der alles trennenden Mauer. Und beim Wunsch nach einer kölschen Moschee verstand sie AKW: „Das war der entscheidende, fatale Faktor. Jetzt sieht das Ding aus wie ein alter Reaktor…“ Schön auch die Persiflage auf das Grand-Prix-Siegerlied: Stephan Runge und George Le Bonsai als Ell&Nicki („Running Scared“) machen Homosexuellen Mut zur Reise nach Baku: „Aserbaidschan ist frei… hast du Schweigegeld dabei.“
Tröstlich, dass die Röschen sich trotzdem fortpflanzen wollen. Möchtegern-Mutter Nina Klopschinski beschwört statt „Hey-Big-Spender“ den „Sa-men-Spender“. Dran glauben muss mit Manuel Rittich das jüngste Mitglied im Ensemble. Und schließlich erlebt das jubelnde Publikum mit den Bochemer Prümmchen aus Köln-Buchheim ein Novum: „Heten“ in Bewegung. Minimalistisch zwar und immer einen Takt daneben, aber genau deshalb so liebenswert. Radtke: „Das wünschen wir uns schon seit Jahren – ein echtes Hetero-Männerballett auf der Bühne!“

www.alternativer-karneval.de, 02/2012:

Die Moslems wollten doch eine Moschee!

Die mittlerweile schwerhöhrige, aber sehr bezaubernde Jeannie (bzw. ihr kölsches Äquivalent, Dada Stievermann) ist schuld! Die Moslems wollten eine Moschee – doch Dada Jeannie verstand, sie wollten ein AKW. Und dementsprechend sieht das Ding an der Inneren Kanalstrasse aus. Ist halt dumm gelaufen. Eine der vornehmen Aufgaben der Röschensitzung ist es, die Unterdrückung von Schwulen, Lesben und natürlich Frauen aufzugreifen – und dies macht sie auch dieses Jahr wieder gekonnt. Wen – ausser den Initiatoren der Röschensitzung – juckt es eigentlich, daß der Eurovision Song Contest mit Aserbeidschan in einem Land ausgetragen wird, in dem Schwule und Lesben brutal unterdrückt werden? Und ein Hinweis gilt auch an die zahlreichen Fans dieses Wettbewerbs in der Szene: „Du kommst rein – aber kommst Du auch wieder heim?“ Nicht nur Baku, sondern auch die Verschleierung und die Burkha sind (zu Recht!) wieder Ziel der Kritik: „Dat Kleid ist Driss!“ heißt es da kölsch und geschmacksicher.

Und da ist sie auch schon, die Liebeserklärung an Köln: Bei allem, was es auch in Köln noch zu verbessern gibt, sind Schwule und Lesben der Röschensitzung doch sehr froh, hier zu leben – mit all den kölschen Lokalitäten, die das Leben gerade auch für Schwule und Lesben noch schöner machen. Und so wird denn auch kräftig gefeiert auf der Röschensitzung, obwohl zumindest nach Handzeichen bei der Premiere eigentlich rund zwei Drittel der Besucher Heten waren. Fiel aber nicht auf, denn die gackerten genauso, wie man(n?) es Tunten immer unterstellt. Leider manchmal auch während einiger sensiblerer Vorträge – aber unter diesem Phänomen hatte die Röschensitzung ja auch schon letzte Session zu leiden.

Doch die Röschensitzung lebt von ihrem hervorragend eingespielten Moderatorenteam Marion Radtke und Matthias Brandebusemeyer (Bild rechts). Toll, wie sie spontan miteinander agieren und das Publikum einbeziehen und so durch das diesjährige Thema der Röschensitzung „Tausend und eine lacht!“ führen. Allerdings, werte Marion Radtke: Kann es sein, daß das Kostüm im letzten Jahr so schöööön war, daß es dieses Jahr nochmal Verwendung gefunden hat? Allerdings: Es ist auch in diesem Jahr immer noch schön! Und wenn wir genau hinschauen: auch das Kostüm von Matthias war letztes Jahr schon schön. Während eine Burka ja nie schön ist. Am gelungensten und ansprechendsten wirkt die Röschensitzung immer dann, wenn sie Schlager parodiert – und eigentlich muß diese deutsche Schlagerszene froh sein, wenn noch jemand an sie denkt: Andrea Berg, eine Frau wie ein Venushügel….; Johanna von Koczian, die sich immer noch um den deutschen Haushalt verdient macht – und Heino, der sich soo freut, mal wieder auftreten zu dürfen. Thematisiert wird immer wieder die Intoleranz auch in islamischen Regionen – so ist es undenkbar, daß tatsächlich der von Heino besungene „Karneval in Riad“ stattfindet.

Herausragend, erotisch UND komisch: Nina Klopschinski, die eine tolle Interpretation des Liedes „Samenspender“ (Original: „Big Spender“ / Musical Sweet Charity) brachte – beeindruckend! Seltsam: Das aus Ägypten „gerettete“ Kamel, welches nun einem niederländischen Hundetrainer zugeführt wird – aber wir Heten müssen ja nicht alles verstehen. Wer Röschen spriessen lassen möchte (die schwul-lesbische Form der Rakete) hat aktuell noch Gelegenheit dazu: Es gibt nch eineige wenige Karten vor den 3. Februar und den 10. Februar

Hier könnt Ihr den Original-Artikel mit Fotos anschauen:Artikel

Kölner Stadtanzeiger (14.02.2011):

… Durch die „Nacht der apokalesbischen Untunten“ führten gewohnt spritzig Marion Radtke und Matthias Brandebusemeyer… Herrlich trashig die Horrorfilm-Persiflage „Gay Bitch Project“, bei der Claus Vincon und Brandebusemeyer als Jungfilmer am Aachener Weiher unter die schwulen Zombie-Räder geraten. Auch der singende Nosferatu von Stephan Runge war aller untoten Ehren wert…

FLASH (Februar 2011):

… Besonders positiv in Erinnerung bleiben die Auftritte von Dada Stievermann als Rockröhre Tina Döner und Schwulengabi Nr.1, die frustriert einen Mann sucht, der ihr den Hof und nicht andauernd nur die Haare macht. Initiator Stephan Runge leidet herrlich als hypochondrischer Nosferatu und als Vadder Abraham, der an der Erziehung seines obszönen Sado-Maso-Schlumpfes (George Le Bonsai) kläglich scheitert … und Nina Klopschinski fordert als musikalischer Leckerbissen mit ihrer schönen Popstimme „Komm und beiss mich!“.
Ein Highlight mit unmessbar hohem Trashfaktor bleibt aber ganz eindeutig die Videoeinspielung des „Gay Bitch Project“, in dem sich zwei Filmstudenten (Matthias Brandebusemeyer und Claus Vincon) im kleinen Cruisingwäldchen am Aachener Weiher verlaufen. All das wäre noch zu ertragen, wären sie nicht auch noch der furchteinflößenden Gay Bitch Marie Luise Hanuta (Jonathan Briefs) ausgesetzt, die ihren Opfern den Intimbereich rasiert und mit ihren Mottoliedern versucht, die Weltherrschaft an sich zu reißen.
Wenn das bunt gemischte Ensemble der Röschensitzung Körperkontakt-Karneval im ExCorner nachspielt oder im Gitte Musical „Bitte Henning“ alle Henning Songs verhunzt, fehlt dem Publikum streckenweise leider die nötige Geduld und Konzentration…

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www.inqueery.de (01.03.2011):

… Nach dem eher mäßigen Programm der letzten Ausgabe zeigte das kreative Team wieder, was eine närrische Harke ist. Dabei musste das bewährte Ensemble einen prominenten Abgang verkraften. Hilde Hübsch alias Bernd von Fehrn hatte Abschied genommen, blieb aber als Texter im Hintergrund aktiv.

Matthias Brandebusemeyer und Marion Radtke moderierten sich nun als Duo durch einen abwechslungsreichen Abend.
Filmeinspieler „Gay Bitch Project“… grandiose… Parodie aufs „Blair Witch Project“…
Als überraschend verdorben, später gar mörderisch entpuppt sich der von George le Bonsai passend verkörperte Schlumpf an der Hand seines Vader Abraham …

Zu den weiteren Highlights gehörte überraschend der Auftritt des von Jonathan Briefs verkörperten „Depressivchens“, das diesmal ein für die Verhältnisse der Figur schmissiges Lied über seine chronische Krankheit im Gepäck hatte („Ich dachte, ich spüre Gott in mir, aber es war Schilddrüsenunterfunktion“).
Nach dem im Gesamteindruck eher mauen Programm aus dem Vorjahr hat die Röschen-Crew im dieser Session zu alter, fantasievoller Stärke zurück gefunden…

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www.alternativer-karneval.de (02/2011):

Die Röschensitzung sagt „Kölle Aloah“… …und die Heten feiern mit.

Alle Röschen-Sitzungen waren ausverkauft – nur die Sitzung am Freitag, dem 18. Februar war es nicht. Man sollte also nicht aufgeben und doch immer wieder mal auch kurzfristig nachfragen, ob zu einzelnen Sitzungen nicht doch noch Karten zu haben sind – denn den Künstlerinnen und Künstlern der Röschensitzung ist eigentlich eine ausverkaufte Sitzung zu wünschen: ein anspruchsvolles, ästhetisches Programm wird gekonnt in fast vier Stunden auf die Bühne gebracht, unglaublich souverän die Moderatoren, von hoher Qualität die Gesangseinlagen, professionell werden die originellen Darbietungen vorgetragen.

Interessant und rätselhaft auch das Publikum: einerseits ist es bereit, spontan, schnell und laut mitzugehen, mitzusingen und mitzufeiern – so wie es Künstler sich nur wünchen können. Andererseits hätten auch große Zicken Schwierigkeiten, die Ignoranz zu toppen, die große Teile des Publikums vortrugen, sobald es mal nicht krachledern was zu schunkeln gab: Da wurde sich unterhalten, das I-Phone vorgezeigt und im besseren Fall auch benutzt, schnell noch ein Bier bestellt und zu Essen geholt. Natürlich geht man bei einer Büttenrede dann auch gerne mal aufs Klo.

Verdient haben dies die Künstler nicht – sie wußten durch gute bis sehr gute Leistungen zu überzeugen.

Die Röschen Sitzung befindet sich in der 7. Session und es wäre wünschenswert, wenn in der 8. Session vielleicht noch zusätzliche Termine angeboten werden – denn das „Kölle Aloah“ (statt des „Kölle Alaaf“) verdient Verbreitung und wird hoffentlich auch mal am Rosenmontagszug vernommen. Doch aktuell führen Marion Radtke und Matthias Brandebusemeyer durch die „Nacht der apokalyptischen Untunten“. Nicht tot zu kriegen sind sie, die Schwulen und Lesben in Köln-Mülheim, werden aber auch sorgsam begleitet von der heterosexuellen Dada Stievermann, die als „Schwulengabi Nr. 1“ für alle Sorgen und Nöte der homosexuellen Welt ein offenes Ohr hat und diese gekonnt in einer Büttenrede wiedergibt – bevor sie denn zur Kathleen Turner „mutiert“. Etwas seltsam mutete die Tanzgruppe „Burning Feet“ an, die mit ihren Darbietungen auch bei einem heterosexuellen Sportereignis als Cheerleader hätten antreten können.

Doch ansonsten wird ausgelassen schwul-lesbischer Karneval gefeiert:
Stimmlich herausragend ist Nina Klochinski („Beiss mich“), die insbesondere im Gitte Haenning Musical („Henning hat nen Mann“) reüssiert und beeindruckt. „Karneval im Corner“ zeigt, daß es Karneval in den beliebten Kneipen immer gleich ist, egal, ob Hete oder Homo: es ist zu voll, es gibt kein Bier und angesichts des Toilettennotstandes sollte man sich genau überlegen, ob man das, was denn da nach Bier ausschaut, auch tatsächlich trinkt… ; Köstlich das Musical, wenn ein von einem schwulen Paar adoptierter Junge sich im Erwachsenenalter als heterosexuell outen muß („Ich freue mich auf Papa und Papa“). Doch wirklich grandios die Auferstehung von Vader Abraham und George Le Bonsai als Schlumpf: wir haben es immer geahnt, daß Schlümpfe nicht nur blau, sondern auch ganz schön versaut sind. Ästhetisch schön: die Vorführung des Zauberer Swann, der auch gekonnt mit Lichteffekten arbeitet. Auch die Nummer der Rocky-Horrer-Picture Show mit gleich drei „Sweet Transvestites“ macht Laune.

Die schönsten Kellner (und natürlich auch Kellnerinnen) hat die Röschensitzung sowieso – sie hören auf so klangvolle Namen wie „Sensibelchen“, „Schätzelein“ oder auch „Sugardaddy“. Doch das größte Rätsel dürfte für das zu rund einem Drittel aus Heten bestehende Publikum immer noch sein, wie die meisten Teile des Publikums angesichts des Geräuschpegels dennoch fast alles mitbekommen, was vorne gegeben wird – aufs Zuhören bezogen ist Multitasking kein Monopol der Frauen…

Wir freuen uns jetzt schon aufs nächste Jahr, wenn wieder Röschen gepflanzt und gegossen werden und dann spppriiiIIIISSSEN…

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Kölner StadtAnzeiger (17.01.2005):

„Ein Großteil des alten Ensembles der Rosa Sitzung hat die Sympathien auf seiner Seite:
neben den Moderatoren Marion Ratke, Matthias Brandebusemeyer und Bernd von Fehrn bleiben vor allem in Erinnerung: die Eröffnungsnummer mit einem Riesenohren-Menschenorchester, die Live-OP vom Mann zum Transvestit, Stephan Runge als schwuler Köbes, die „Six Feet Under“-Parodie und die Sexualaufklärung zur klassischen Musik von „Peter und der Wolf“…“

Express (16.01.2005):

„… und das mit gleich drei ganz tollen Songs, mit denen sie auf jeder Sitzung, egal ob hetero oder homo, den Saal aufmischen könnten: Udo Jürgens` „Griechischer Wein“ wird zur Hymne „Kölsch muss es sein“. Die Schunkel-Attacke von Hilde Hübsch (alias Bernd von Fehrn) „1,2,3,4 – Schunkeln“ ist einfach nur ansteckend. Und Coco Camelles „Heute stecken wir die Sorgen in ein großes Postpaket“ hat echtes Evergreen-Potenzial.“

Kölnische Rundschau (17.01.2005):

„Herrlich komisch: die musikalische Parodie der Pro-Sieben-Serie „The Swan“… Weiterer Höhepunkt: beim Gastauftritt von Trude Herr alias Teddy Floeck mit kölschem Twist bebt der ganze Saal.“